Montag, 24. September 2012

Eingegipst statt eingebildet


Über meine eingebildeten Krankheiten könnte ich stundenlang lamentieren ... Doch bei 'nem geprellten Handgelenk bleib ich ganz locker. Ich mein, davon kann man ja schließlich nicht sterben, oder?

So kam es letzten Samstag zu einer wahren Premiere und einem neuen Eintrag in meiner Krankenakte:
Ein Gips - und zwar ein echter! Dass ich das noch erleben darf, vor meinem 30. Geburtstag. Ich denke, ich habe in meiner Kindheit genügend Milchreis, Fruchtzwerge und andere Milchprodukte verzehrt,  weswegen ich sagen kann, dass ich wahrscheinlich die härtesten Knochen der Welt habe. Trotz sämtlicher schwere und mittelschwerer Stürze. Nix. Außer blaue Flecken in den schönsten Farben, die man sich ausmalen kann. Im blaue Flecken bekommen bin ich nun mal einsame Spitze!

Aller Fruchtzwerge zum trotz, hat es mich nun doch erwischt. Bzw. sie. Die Fahrradfahrerin, die am Samstag urplötzlich hinter einer Hecke eines Hauseinganges hervorgesprungen oder besser -gerollt kam. Ein Glück, dass ich dank einer Ampel nicht allzu schnell war. Ich dachte, ich wäre auch noch an ihr vorbeigekommen dann hat es mich aber doch noch erwischt: Pedale vs. Vorderrad, wobei der Punktsieg eindeutig an das Vorderrad ging. Dank vorübergebeugter Rennradhaltung ging es dann auch ratzfatz frontal über den Lenker so dass ich schließlich mit einem sauberen Bauchklatscher abgefedert von Knien, Ellenbogen und Handgelenken auf dem Radweg aufschlug. Autsch!

Einen wahren Hypochonder kann so ein bisschen Blut am Knie aber nicht abschrecken. Also, schnell wieder aufgerappelt, Fahrrad geschnappt und Bestandskontrolle durchgeführt: Vorderrad total verbogen, Sattel aufgekratzt, meine neuen Stiefelchen zerkratzt, Jacke kaputt, Strumpfhose kaputt. Gut, also schnell noch Name und Adresse der sichtlich geschockten Unfallverursacherin notiert (sie hat keine Haftpflicht, toi toi toi) und dann wieder los. Nach Hause ist es ein ganzes Stück- und dann auch noch schieben!

Auf dem Weg wurde mir dann aber doch etwas duselig und am rechten Handgelenk stellte sich ein Schmerz ein. Also vorsichtshalber doch mal ins Krankenhaus, dann hat man wenigstens noch einen Beweis mehr, falls sich das Mädel aus dem Gebüsch nicht melden sollte.

Im Krankenhaus ging dann alles ruck-zuck. Musste gar nicht lange warten, bekam eine Tetanus-Auffrischung (Wundstarrkrampf - da mag man gar nicht drüber nachdenken!). Dann ab zum Röntgen: Hand und Knie. Von jeder Seite einmal. Die volle Strahlendröhnung. Ich frage mich, ob dieses kleine Schürzchen, dass die einem beim Röntgen umbinden, denn wirklich alles abhält, ich mein, die Strahlung fliegt ja bestimmt nicht linear durch den Raum, sondern verteilt sich irgendwie anders. Wie, weiß ich aber auch nicht. Aber so mit merkwürdig abgewinkelt-gespreizten Beinen auf einer Röntgenliege zu sitzen ist ja geradezu eine Einladung für die fiesen Strahlen, sich über meinen Uterus herzumachen.

Diagnose: Der Knochen im Handgelenk ist nicht gebrochen, sieht aber merkwürdig aus. Aha! Deshalb gibt's erstmal nen Gips. Mein allererster. Die Gipsfrau war total nett und brachte mir Wasser und Schokokekse (Zitat: "Ihr jungen Mädchen esst ja immer so wenig!") Danke. Ein echtes Kompliment.
Nach einer Viertelstunde war der Gips auch schon fertig und saß sogar recht bequem und fluffig am Arm.




Und nun? Wie komme ich denn samt verbogenem Fahrrad und Gipsarm nach Hause? Kein Problem, meinte die Schwester, wir rufen ein Großraumtaxi, die nehmen Sie samt Fahrrad mit! Denkste, sowas gibt es in Hamburg nicht! Ergo: Rad nehmen und schieben. Glücklicherweise gibt es wenigstens U-Bahn-Stationen mit Fahrstühlen und nette Menschen, die einem helfen, das Rad in die Bahn zu hieven.

Wie das Leben mit nur einem Arm ist? Und dann noch als totaler Links-Grobmotoriker (Mit links klappt bei mir rein GAR nichts). Aber es ging besser als erwartet und endete letztlich nur mit einem riesigen Muskelkater im linken Arm und einer Woche Sonderurlaub, denn 5-Finger-Suchsystem auf Arbeit ist doch etwas unproduktiv. Auch wenn ich meinen Urlaub schon genossen hab - das Herbstwetter war nett und hat sich von seiner sonnigen Seite gezeigt - hoffe ich, dass sowas so schnell nicht wieder passiert. Ist ja nun auch schon das zweite Mal. Mein letzter Fahrradsalto passierte fast genau vor einem Jahr. Damals mit Krankenhausaufenthalt, weil ich mit meinem Kopf auf einer Betonleitplanke gelandet war. Hab's überlebt, wie man sieht.

Vielleicht sollte ich mir wirklich mal einen Helm kaufen, zum Fahrradladen muss ich ja eh ...




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